Skandalisierung auf X
Elon Musk schürt Debatte über Missbrauchsskandale in Großbritannien
12.01.2025, 03:09 Uhr
Die britischen Missbrauchsskandale der 2000er- und 2010er-Jahre geraten erneut in den Fokus. Der Austausch zwischen der Regierung und Elon Musk wirft Fragen zur Aufarbeitung auf.
In Städten wie Rochdale, Rotherham und Telford wurden in Großbritannien in den vergangenen Jahren schwere Missbrauchsskandale aufgedeckt, die Hunderte junger Opfer betrafen. Jetzt, im Zentrum eines hitzigen politischen Streits über die Aufarbeitung dieser Fälle, mischt Tech-Mogul Elon Musk mit provokativen Äußerungen mit.
Der 53-Jährige kritisiert wiederholt die Labour-Regierung unter Premierminister Keir Starmer und fordert Konsequenzen für dessen angebliches Versagen, Missbrauchsvorwürfe in seiner früheren Rolle rechtzeitig zu behandeln. Starmer wies die Vorwürfe zurück und bemerkte, dass die Verbreitung von “Lügen und Fehlinformationen” nicht im Interesse der Opfer sei.
Ein landesweit erschütterndes Problem
Im Mittelpunkt der Diskussion stehen schwere Vorwürfe aus verschiedenen Städten, die in den 2000er- und 2010er-Jahren an die Öffentlichkeit gelangten. Eine Untersuchung zu den Vorfällen in Rotherham ergab, dass zwischen 1997 und 2013 über 1400 Kinder und Jugendliche systematisch sexuell ausgebeutet wurden.
Ähnliche Ermittlungsergebnisse zu den Missbrauchsskandalen in Rochdale und Telford führten zu zahlreichen Verurteilungen von Tätern. Es wurde jedoch deutlich, dass Behörden oft versagten und nicht angemessen auf die Verbrechen reagierten, die von sogenannten “Grooming-Gangs” begangen wurden.
Professorin Alexis Jay stellte fest, dass es ein Fehler war, nicht offen zu kommunizieren, dass viele Täter aus Pakistan stammten. Der politische Diskurs um Rassismus und Integration bleibt daher auch heute von großer Bedeutung. Laut einem Bericht aus 2022 wurde der sexuelle Missbrauch von Kindern in England und Wales als “Epidemie” bezeichnet.
Starmer selbst war zwischen 2008 und 2013 Chef der Crown Prosecution Service (CPS) und sieht sich Vorwürfen gegenüber, er habe nicht genug unternommen. Er entgegnete, dass er die Strafverfolgung in Rochdale initiiert habe.
Warum ist die Diskussion erneut entbrannt?
Die Debatte wurde Ende des vergangenen Jahres angestoßen, als Anfragen zur Aufarbeitung der Missbrauchsvorfälle in Oldham an die Regierung herangetragen wurden. Das Innenministerium verwies jedoch auf die Verantwortung der Stadtverwaltung.
Daraufhin forderte Kemi Badenoch, die Oppositionsführerin, eine umfassende Untersuchung der Missbrauchsskandale. Musk trat in den Vordergrund, um erneut gegen die Labour-Regierung zu polemisieren und startete eine Umfrage zu einer vermeintlichen Befreiung des britischen Volkes von seiner “tyrannischen Regierung”.
Experten wie Jay warnen jedoch, dass der politische Streit von den eigentlichen Problemen ablenkt. In ihrem Bericht von 2022 wurden zahlreiche Handlungsempfehlungen ausgesprochen, und die Regierung gab an, aktiv an der Umsetzung von Maßnahmen, wie etwa einer Meldepflicht, zu arbeiten.