Der führende Unternehmer der westlichen Welt und die AfD-Vorsitzende führen ein über einstündiges Gespräch auf einer Plattform, die Musk gehört. AfD-Kanzlerkandidatin Weidel zeigt sich dabei bemerkenswert souverän, da Musk ihr eine Bühne ohne Widerspruch bietet.
In nur zehn Minuten finden der US-Milliardär und die erste rechtsradikale Kanzlerkandidatin in der Geschichte Deutschlands zueinander. “Verrückt!”, bestätigen sie sich gegenseitig über die deutsche Energiepolitik, während sie laut lachen. Während des Gesprächs, das über eine Stunde dauert und mindestens 200.000 Zuhörer anzieht, zeigt sich Weidel von ihrer besten Seite. Ihr Englisch ist für deutsche Spitzenpolitiker durchaus beeindruckend, und sie unterhält sich mit Musk ungezwungen. Viele Zuhörer erleben Weidel von einer ungewohnten, sympathischen Seite.
“Nur die AfD kann Deutschland retten”
Auch Musk gibt der AfD-Chefin erneut seine Unterstützung, die er bereits zuvor geäußert hatte: “Nur die AfD kann Deutschland retten.” Diese Aussage wiederholt er mehrmals. Musk beschreibt Weidel als “sehr vernünftig” und als jemand, der “nichts Empörendes” geäußert hat. Zu diesem Zeitpunkt hat Weidel jedoch noch keine spezifischen Pläne der AfD dargelegt und nutzt die erste Hälfte des Gesprächs, um Musk die Missstände der deutschen Energie- und Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte zu erläutern.
Weidel kritisiert hierbei nicht nur SPD und Grüne, sondern auch die CDU, die sie als “links-grün” bezeichnet. Sie behauptet, dass Angela Merkel die erste grüne Regierungschefin Deutschlands war, und malt ein düsteres Bild vom Zustand der Bundesrepublik. Allerdings gelingt es ihr nicht, in ihrer englischen Rede den apokalyptischen Ton ihrer Bundestagsreden zu erreichen.
Widersprüche lässig umschifft
Im Gespräch mit Musk umschifft Weidel geschickt mögliche Meinungsverschiedenheiten. Als Musk von seiner Begeisterung für Solarenergie spricht, widerspricht sie nicht. Beide betonen das Potenzial der Kernenergie. Während sie die unkontrollierte Einwanderung ablehnen, befürwortet Musk geregelte Einwanderung. Weidel hat die Ansiedlung von Teslas E-Auto-Fabrik stets abgelehnt, während sie gleichzeitig die Bedeutung von Migranten für die deutschen Arbeitsplätze ignoriere.
Weil sie sich dem Ukraine-Konflikt mit Mitgefühl nähert, hinterlässt Weidel ebenfalls einen anderen Eindruck. Sie stellt keine Relativierungen der russischen Schuld auf, fragt jedoch, wann das Sterben aufhören werde. Musk, der die ukrainischen Streitkräfte mit seinem Satelliten-Internet unterstützt, kann oder möchte nicht auf die Frage eingehen, wie der Konflikt gelöst werden kann.
Eine Stunde ohne Widerspruch
Weidel äußert auch Mitleid mit Trump, bedauert die Behandlung durch deutsche Politiker und Medien und zeigt eine persönliche Verbindung, indem sie eine “Make America Great Again”-Kappe erwähnt. Diese Nähe könnte Musk das Interesse an der AfD erklärt haben, die sich als Trumps potenzieller Bündnispartner anbietet.
Im Gespräch verteidigt Weidel die AfD gegen den Vorwurf, eine Verbindung zu den Nationalsozialisten zu haben, und argumentiert, dass die Nazis “Sozialisten” gewesen seien. Dies wird von vielen Experten als verzerrte Geschichtsinterpretation angesehen. Weidel freut sich darüber, dass sie in diesem Gespräch ohne Unterbrechung frei reden kann.
Die Abwesenheit von Widerspruch während des Gesprächs von Musk lässt Weidel Raum, ihre Ansichten zu äußern, ohne dass ihre Argumente infrage gestellt werden. Sie hebt verschiedene kontroverse Themen an, ohne dass Musk als Moderator eingreift oder gegenteiliger Standpunkte formuliert. Nach einer Stunde der Diskussion endet Weidel das Gespräch zufrieden und betont, wie angenehm der Austausch war.