“Bedingt gestaltungsbereit”
VW und IG Metall weiterhin im Tarifkonflikt
15.12.2024, 10:44 Uhr
Die Verhandlungen zwischen Volkswagen und IG Metall im Tarifkonflikt gestalten sich schwierig. Dennoch wollen beide Seiten vor den Feiertagen einen Kompromiss erzielen, obwohl die Positionen weiterhin weit auseinanderliegen.
In einem zweitägigen Verhandlungsprozess planen VW und IG Metall, den Tarifkonflikt noch vor Weihnachten zu lösen. Die Verhandlungen sollen am Montag in Hannover beginnen, wobei die Möglichkeit besteht, dass sie am Dienstag fortgeführt werden. Eine tatsächliche Annäherung ist jedoch noch nicht in Sicht.
Volkswagen verlangt aufgrund der aktuellen Unternehmenslage eine Lohnkürzung von zehn Prozent und strebt an, Boni und Zulagen zu streichen. Zudem sind mögliche Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen im Gespräch. Im Gegensatz dazu fordert IG Metall den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die etwa 130.000 Beschäftigten. Einschnitte beim Monatslohn werden hingegen strikt abgelehnt.
Konstruktive Gesprächsatmosphäre
In der letzten Verhandlungsrunde wurde eine deutlich positivere Gesprächsatmosphäre festgestellt. Der Verhandlungsführer von Volkswagen berichtete von konstruktiven Gesprächen und Fortschritten im Dialog. Brancheninsider weisen darauf hin, dass endlich ernsthaft verhandelt wurde, anstatt nur festgefahrene Positionen auszutauschen.
Der Verhandlungsführer von IG Metall bestätigte ebenfalls ein verbessertes Gesprächsklima. Beide Seiten betonten jedoch, dass sie inhaltlich weiterhin weit auseinanderliegen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo beschrieb die Atmosphäre als “bedingt gestaltungsbereit”.
Drohung mit Warnstreiks
IG Metall drohte, die Warnstreiks im neuen Jahr erheblich auszuweiten, sollte es vor Weihnachten zu keiner Einigung kommen. “Es liegt jetzt an Volkswagen, die Wende kurz vor Weihnachten einzuleiten, andernfalls könnte 2025 eine massive Eskalation drohen”, kündigte der Verhandlungsführer an.
Bereits in der letzten Tarifrunde kam es zu Warnstreiks an neun der zehn deutschen VW-Standorte, an denen sich laut IG Metall 103.000 Beschäftigte beteiligten, während VW von 55.000 Teilnehmern sprach.
Vorweihnachtliche Einigung?
Die Möglichkeit einer raschen Einigung vor den Feiertagen könnte zusätzlichen Druck erzeugen. Branchenexperten sehen jedoch Schwierigkeiten, die Unterschiede zu überwinden. Dennoch wird angedeutet, dass möglicherweise eine Reduzierung der Arbeitszeit auf eine Vier- oder Viereinhalb-Tage-Woche in Erwägung gezogen werden könnte, eine Strategie, die in der Vergangenheit bereits zur Vermeidung von Stellenabbau genutzt wurde.
Festtagsdruck auf VW
Das bevorstehende Weihnachtsfest hat in der Vergangenheit oft als Katalysator für die Lösung von Konflikten gedient. In der letzten Jahresverhandlung einigten sich VW und der Betriebsrat nach langen Diskussionen kurz vor dem Fest. Ähnliche Dynamiken könnten auch in diesem Jahr erwartet werden.
Kostenrisiken durch “Schattentarif”
Ein zusätzliches Druckmittel besteht darin, dass beim Nichterreichen einer Einigung in der Beschäftigungssicherung ein sogenannter “Schattentarif” in Kraft treten könnte, der seit 1993 ausgesetzt ist. Dies könnte zusätzliche Kosten von ein bis zwei Milliarden Euro für Volkswagen verursachen.
Warnung vor übermäßigen Zugeständnissen
Branchenexperte warnte davor, zu große Zugeständnisse zu machen, die nicht ausreichen könnten, um Volkswagen wieder nach vorne zu bringen. “Es wäre die schlechteste Variante, nur kleinere Anpassungen vorzunehmen, während die grundlegenden Probleme bestehen bleiben”, stellte der Experte fest.