Die finanziellen Belastungen für Pflegebedürftige und deren Angehörige nehmen zu. Die anstehende Pflegereform soll Abhilfe schaffen, doch die Zeit drängt.
Pflegebedürftige, die nicht zu Hause betreut werden können, sehen sich mit hohen Kosten konfrontiert. Die Preise für einen Platz in einer Pflegeeinrichtung sind seit Jahren im Aufwärtstrend. Laut einer Auswertung des Verbands der Ersatzkassen müssen Betroffene im Durchschnitt rund 2.900 Euro pro Monat für das erste Jahr im Heim zahlen, wobei die Kosten in Süddeutschland noch höher ausfallen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach kündigt an, dass Änderungen in dieser Hinsicht anstehen. In einem Interview erklärte er, dass er gemeinsam mit Olaf Scholz intensiv an einem Vorschlag für eine Pflegereform arbeite. Ziel der Reform sei es, die steigenden Pflegekosten in den Griff zu bekommen. “Wir müssen den Anstieg stoppen”, betont Lauterbach.
Pflegereform soll Änderung bringen
Lauterbach verspricht eine umfassende Reform. Er weist darauf hin, dass ein Teil der hohen Kosten nicht mit der Pflege selbst zu tun habe, sondern mit den steigenden Aufwendungen für Unterbringung und Versorgung, die von den Pflegekassen nicht abgedeckt werden. Hier seien Lösungen nötig, auch in Zusammenarbeit mit der Bauministerin. Lauterbach ist optimistisch, dass die Reform noch in dieser Wahlperiode verabschiedet wird, obwohl nur noch elf Monate bis zur nächsten Bundestagswahl verbleiben.
Ein noch dringlicheres Problem liegt in der Rekrutierung von Pflegekräften: “Die Babyboomer-Pflegekräfte scheiden aus, und der Nachwuchs ist nicht ausreichend vorhanden.”
Um dem entgegenzuwirken, plant der Minister die Einführung von drei Gesetzen zur Ausbildung neuer Pflegekräfte. Darüber hinaus setzt er auf die Anwerbung internationaler Pflegekräfte, um den Personalmangel zu bekämpfen, der bereits schwerwiegende Folgen hat, insbesondere im ländlichen Raum, wo einige Einrichtungen keine neuen Bewohner mehr aufnehmen können.
Lauterbach: Gesetze gegen Arzneimittelmangel wirken
Angesichts von Lieferengpässen bei wichtigen Medikamenten verteidigt Lauterbach seine bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Arzneimittelmangels. Er nennt alte Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern für Nachahmerprodukte als Hauptursache für die bestehenden Probleme. Diese Verträge enthalten keine Regelungen zur Bevorratung.
“Wenn Lieferengpässe auftreten, sind die deutschen Apotheken leer, da es keine vorgeschriebene Lagerhaltung gibt.” Lauterbach stellt fest, dass diese Verträge früherer Gesundheitsminister nicht förderlich waren.
Alte Verträge mit Herstellern müssen erst auslaufen
Diese Fehler seien inzwischen behoben worden, und die alten Verträge würden nach und nach auslaufen. Derzeit sind viele bestehende Verträge noch aktiv und können nicht einfach gekündigt werden. “Ein Viertel ist bereits ausgelaufen, und die neuen Verträge gelten. Drei Viertel müssen noch auslaufen”, so Lauterbach. Künftig sollen nur Hersteller, die eine sechsmonatige Lagerhaltung nachweisen können, Verträge erhalten.
Lauterbach betont: “Kommt es zu einem Lieferengpass, sind diese Firmen nicht betroffen.” Seine Gesetze zeigen bereits Wirkung, besonders in der aktuellen Herbst- und Wintersaison. “Bei Kinderantibiotika und Fiebersäften wird es deutlich besser.” Insgesamt ist die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente gesunken.
Apotheker üben Kritik
Einige Apothekerverbände äußern Bedenken. Vor zwei Wochen meldete der Apothekerverband Nordhessen, dass es erneut Engpässe bei vielen Antibiotika-Säften für Kinder gibt. Aktuell werden auch Engpässe bei Kochsalzlösungen gemeldet, die vor allem in Kliniken benötigt werden, nachdem Hurrikan “Helene” den Hauptproduktionsstandort in den USA beschädigt hat. Dies führt zu einer erhöhten Nachfrage und Engpässen, die auch deutsche Krankenhäuser betreffen.
Laut offiziellen Zahlen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es derzeit rund 500 Arzneimittel mit Lieferengpässen bei insgesamt 50.000 zugelassenen verschreibungspflichtigen Medikamenten in Deutschland.