Autotalk bei Lanz
Ex-VW-Chef Diess: “Wir haben noch nicht verloren”
25.10.2024, 06:10 Uhr
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Der Automarkt in Deutschland steht vor Herausforderungen. Herbert Diess, ehemaliger VW-Chef, betont die Notwendigkeit, Elektroautos zu akzeptieren und zu schätzen, um in dieser Zeit zu überleben.
In einer packenden Diskussion bei Markus Lanz äußerten die Gäste unterschiedliche Ansichten. Diess kritisierte den Ansatz der absoluten Energieoffenheit und forderte zugleich staatliche Rahmenbedingungen. Er betonte, dass die deutsche Autoindustrie strategisch handeln müsse, um auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
Diess bezeichnet die aktuelle Phase als “Transmissionsphase,” und stellte fest, dass insbesondere im Premiumsegment noch Chancen bestehen. “Die etablierten Unternehmen haben nicht automatisch die besten Karten”, warnte er und fügte hinzu, dass Newcomer oft die Führung übernehmen können.
Er sieht die Stärken der deutschen Autoindustrie im nationalen Premiummarkt, der über Jahrzehnte hinweg erfolgreich war. Deutschland hat eine solide Basis geschaffen, um im Wettbewerb standzuhalten. “Wir müssen uns nun für die elektrische Zukunft rüsten,” sagte Diess und betonte, dass der Heimatmarkt entscheidend für den Erfolg teurer Elektrofahrzeuge ist.
Der Massenmarkt fehlt
Die Diskussion wandte sich dem Massenmarkt zu, der in Deutschland vernachlässigt wurde. Experten weisen darauf hin, dass Deutschland die Entwicklung in China unterschätzt hat. Während man hierzulande auf deutsche Verbrennungsmotoren setzte, lenkte China frühzeitig auf eine neue Technologie um.
Diess widerspricht den Vorwürfen und hebt hervor, dass die deutsche Industrie die Entwicklungen in China genau beobachtet hat, jedoch von der Geschwindigkeit überrascht wurde, mit der China aufholte.
“Wir müssen E-Autos lieben”
Ein zentraler Kritikpunkt ist die Innovationsfähigkeit im Bereich Batteriebau in Deutschland. Autoexperten betonen, dass Deutschland fünf bis sieben Jahre hinterherhinkt und die Elektromobilität nicht wie gewünscht vorankommt.
Diess hebt hervor, dass der Erfolg der deutschen Autoindustrie stark von der Produktion von Batteriezellen abhängt und dass man die Unterstützung aus China braucht, um in Europa konkurrenzfähig bleiben zu können. Der Fokus auf Premiumfahrzeuge bleibt stark, aber es ist entscheidend, dass Deutschland beweist, innovative Elektroautos herstellen zu können. “Wir müssen diese Autos lieben und stolz darauf sein, die besten Elektrofahrzeuge der Welt zu bauen,” schloss Diess und betonte die Notwendigkeit einer soliden Verkaufsstrategie auf dem Heimatmarkt und einer effizienten Ladeinfrastruktur.
Sein aufmunternder Schlussappell: “Wir haben noch nicht verloren. Es ist an der Zeit, proaktiv zu handeln.”