24 Jahre Haft drohen
Maja T. lehnt Schuldeingeständnis im Prozess ab
21.02.2025, 17:15 Uhr
In Budapest hat der Prozess gegen eine beschuldigte Aktivistin begonnen, die im Zusammenhang mit einem Ausschreitungen während eines rechten Aufmarsches zwei Jahre zuvor steht. Mehrere Unterstützer, darunter prominente Vertreter der linken Szene, erschienen zum Prozessauftakt.
Die als Maja T. bekannte, mutmaßlich linksextreme deutsche Aktivistin sieht sich schweren Vorwürfen gegenüber. Die ungarische Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, im Februar 2023 an Angriffen auf vermeintliche Rechtsextremisten beteiligt gewesen zu sein, die zu schweren körperlichen Verletzungen führten.
Obwohl ihr ein Angebot gemacht wurde, im Austausch für ein Schuldeingeständnis 14 Jahre Haft zu akzeptieren, lehnte Maja T. dies ab. Nun könnte sie mit einer Strafe von bis zu 24 Jahren rechnen. Der nächste Verhandlungstermin findet am 6. März statt.
Maja T. wird zudem die Mitgliedschaft in einer “kriminellen Vereinigung” vorgeworfen, die in zwei Fällen gewaltsam gegen Personen vorging, die sie für rechtsextrem hielt. Insgesamt wurden bei diesen Angriffen vier Personen verletzt. Zwei Tage zuvor begann auch der Prozess gegen eine mutmaßliche Komplizin, in dem es um versuchten Mord geht.
Laut Anklage ging die Gruppe planmäßig vor, verfolgte ihre Opfer und attackierte sie mit Schlagstöcken, bevor sie floh. Die Angreifer waren vermummt und hatten sich während ihrer Flucht umgezogen, um einer Identifizierung zu entkommen.
Applaus von Unterstützern im Gerichtssaal
Die Anklage listete die schweren Verletzungen der Opfer auf, darunter Knochenbrüche und eine Gehirnerschütterung. Zwei der Opfer fordern Schmerzensgeld: Ein Mann verlangt 10 Millionen Forint (rund 25.000 Euro), eine Frau zwei Millionen Forint (rund 4950 Euro).
Im Gerichtssaal wurde die 24-jährige Maja T. in Handschellen von etwa zwei Dutzend Anhängern mit Applaus empfangen. Vor dem Gerichtsvorbau hielten Unterstützer Transparente mit Forderungen nach ihrer Freilassung. Maja T. äußerte, dass sie in einem Land vor Gericht stehe, in dem sie als non-binäre Person nicht anerkannt werde, und betonte, dass der Prozess weit über ihre Person hinaus gehe. Ihr Vater erklärte später: “Mein Kind ist stark geblieben.” Auch prominente Politiker der linken Szene waren anwesend.
Der Zeitpunkt der mutmaßlichen Übergriffe fällt auf einen jährlichen rechtsextremen Gedenktag, der als “Tag der Ehre” bekannt ist. An diesem Tag gedenken Ungarns Rechtsextremisten der letzten verzweifelten Kämpfe der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Während die Behörden gegen diesen Gedenktag nichts unternehmen, gibt es stets Antifademonstrationen dagegen.
Verhaftung in Berlin – Auslieferung nach Ungarn
Maja T. hat die Bedingungen ihrer Haft kritisiert, darunter ständige Kontrollen und mangelnde Hygiene. Ein Antrag ihrer Verteidigung auf Hausarrest wurde abgelehnt, da Fluchtgefahr bestehe.
Im Dezember 2023 wurde Maja T. in Berlin verhaftet und im Juni 2024 nach Ungarn ausgeliefert, trotz eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts, das diese Auslieferung untersagte. Die Entscheidung aus Karlsruhe kam jedoch zu spät, da die Auslieferung bereits vollzogen war. Richter erklärten, dass diese rechtlichen Entwicklungen für den Verhandlung in Ungarn keine Rolle spielen.